Die "WELT DER SAMURAI", jetzt auch als
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Bushido - Der Weg des Kriegers
Bujutsu - die Kriegskünste
Seppuku - der rituelle Selbstmord
Ronin - die herrenlosen Samurai
Der Weg des Kriegers
Nirgendwo sonst auf der Welt entwickelte sich eine derartiger Krieger- und Waffenkult wie im mittelalterlichen Japan.
Das ist um so bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Kriegen der Samurai, fast ausschließlich um
inländische Konflikte lokaler Kriegsherren handelte. Die Männer die diese Kriege mit allen Mitteln ausfochten,
waren ihren Anführern treu ergeben und kämpften mit äußerster Härte und Zähigkeit, bis ihre
Feinde oder sie selbst vernichtet wurden. Die eigene Haut zu retten, zu fliehen oder sich geschlagen zu geben, war für die
Samurai praktisch undenkbar.
Wer es dennoch tat, und manche taten es, war der größten Verachtung ausgesetzt und hatte Schande über seinen Herrn und
seinen Clan gebracht.
Die Samurai-Ideologie entwickelte sich etwa seit dem 9. Jahrhundert mehr und mehr zu einem festen Verhaltenskodex und
wurde im Laufe der Zeit tiefgreifend vom
Zen-Buddhismus beeinflusst.
Die Krieger wurden ursprünglich als
Bushi, (wörtl. "Mann mit Waffen" oder "Bewaffneter") bezeichnet.
Der Begriff "Samurai",(wörtl. "Dienender" oder "Im Dienste stehender"), tauchte erst viel später auf.
Bushido, der ritterliche Ehrenkodex und die Ethik des Samurai-Standes, forderte Selbstaufopferung,
absolute Loyalität, Tapferkeit, höchste Waffenbeherrschung und ständige Kampfbereitschaft.
Bei all der Grausamkeit mit der die japanischen Krieger ihre Kämpfe austrugen, gehörten dennoch die
Gerechtigkeit und der Schutz der Schwachen und Wehrlosen zu ihren Tugenden.
Der ritterliche, ehrenhaft kämpfende Samurai, entsprach jedoch nicht immer der Realität. Verschwörungen,
Neid, Feigheit und Machtgier waren an der Tagesordnung. Um politische Gegner aus dem Weg zu räumen war praktisch
jedes Mittel recht.
Der Sieg über die feindlichen Clans, endete nicht selten in einem gnadenlosen Blutbad, dem die gesamte Familie mit
Frauen, Kindern, Alten und Dienern zum Opfer fiel.
Der Begriff
Bushido, setzt sich zusammen aus
Bushi (Krieger) und
do (Weg), also der "Weg des Kriegers".
Schriftlich festgelegt und zum Gesetz, wurde der Ehrenkodex jedoch erst am Ende der
Sengoku-Zeit, als die
kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vormacht in Japan eigentlich beendet waren.
Vieles, was heute unser Bild vom Samurai prägt, entstammt der
Edo-Periode, also einer eher friedlichen Zeit.
Der ehrenhafte Zweikampf
Für die Samurai war es von zentraler Bedeutung Ehre
zu erlangen. Das konnte man vor allem im Kampf gegen einen ebenbürtigen Gegner. So war es
üblich, dass in einer Schlacht, Zweikämpfe wie ein Ritual ausgetragen wurden.
Die im Frühmittelalter, noch relativ kleinen Armeen der verfeindeten Clans nahmen auf den Schlachtfeld ihre Positionen ein,
beschossen sich eine Zeit lang mit Pfeilen und ließen dann ihre besten Samurai hervortreten.
Um die Aufmerksamkeit der Götter auf sich zu lenken, wurde ein, mit einer Holzpfeife ausgestatteter Signalpfeil abgeschossen.
Die Pfeife an der Pfeilspitze erzeugte einen weit hörbaren Heulton.
Der Krieger stellte sich lautstark mit Namen und Rang vor, verkündete seine heldenhaften Taten und den Ruhm seiner
Ahnen und beleidigte schließlich noch seine Feinde. Mit einer
handvoll Fußsoldaten als Rückendeckung forderte man möglichst gleichrangige Gegner heraus.
Aus dem
Gempei-Krieg wird uns von einem Krieger-Priester der
Minamoto berichtet,
der auf einer halb zerstörten Brücke, seinen Feinden entgegentritt. Dieser Bericht, sein er nun übertrieben oder nicht,
gibt uns vielleicht eine annähernde Vorstellung vom Selbstverständnis eines Bushi.
"Die in der Ferne mögen lauschen; die in der Nähe können es sehen:
Ich bin Tsutsui Jomyo Meishu, der Priester; der lebt in Miidera.
Wer mich nicht kennt, einen Krieger der tausend Männer wert ist?
Wer glaubt, jemand zu sein, der komme her...
...und dann werden wir sehen."
Dann schoss er seine 24 Pfeile ab, tötete damit gleich zwölf
Taira-Krieger und verwundete elf weitere.
Danach sprang er barfuss auf die Brückenbalken, überquerte sie und streckte fünf Gegner mit seiner
Naginata nieder,
die dann beim Sechsten zerbrach. Er warf sie fort, zog sein Schwert und tötete weitere acht Männer.
Kein
Taira-Samurai wagte es mehr, sich im entgegenzustellen.
Das Gefolge der Samurai, vergleichbar mit den Knappen europäischer Ritter, hatte verschiedenste
Aufgaben. Sie versorgten den Krieger mit neuen Pfeilen, trugen seinen Helm, Speer oder Bogen und bildeten, falls es erforderlich war,
seine Leibwache. Außerdem sammelten sie die abgetrennten Köpfe ein.
Traditionell wurde der Kopf des getöteten Feindes aus Trophäe genommen.
Die gesammelten Köpfe tapferer Samurai wurden mit großem Respekt behandelt und vor der offiziellen Begutachtung sogar frisiert und gereinigt.
Der Gesichtsausdruck des Geköpften wurde zudem noch genau begutachtet und als ein gutes oder schlechtes Omen gedeutet.
Man zeigte großen Respekt vor den Seelen der gefallenen Feinde und fürchtete sich vor der Rache eines ruhelosen Kriegergeistes.
Das "Kopf-nehmen" kennen wir auch aus vielen anderen Kulturen, so z.B. von den Kelten,
den Dajak auf Borneo, den Nagas im Norden von Indien oder den Jivaro in Südamerika.
Die Schlachten im frühen Japan waren meist eine Reihe von mehr oder weniger abgesprochenen Einzelduellen.
Die Sieger dieser Duelle hielten dann nach dem nächsten würdigen Gegner Ausschau.
Waren keine mutigen Feinde mehr bereit sich zu stellen, war die Schlacht praktisch entschieden. Unabhängig davon, ob nun ein tatsächlicher Sieg durch Dezimierung der feindlichen Truppen errungen wurde.
Was zählte, war die Tapferkeit der einzelnen Samurai.
Das mag aus militärischer Sicht unsinnig erscheinen, jedoch wurde auf diese Weise, ein massenhaftes Gemetzel weitgehend verhindert.
Ähnliche Zweikampfrituale finden sich auch bei einigen Naturvölkern.
Diese rituelle Form der Kriegsführung, war den im 13. Jahrhundert angreifenden, mongolischen Invasoren,
allerdings nicht bekannt. Die Mongolen waren modern organisiert und führten ihre Schlachten in straffen Angriffsformationen.
Und so starb mancher Samurai, noch bevor er sich vorstellen konnte, im Pfeilhagel der mongolischen Armbrustschützen.
Obwohl die Samurai-Armeen von nun an besser organisiert waren,
wurde der traditionelle Kampf, bis zur Einführung der Feuerwaffen im 16. Jahrhundert,
im wesentlichen beibehalten.
Ständige Bereitschaft und Verhaltensregeln
Das alltägliche Leben der Samurai war auf ständige Kampfbereitschaft ausgelegt.
Jede Bewegung war, einem Ritual gleich, festgelegt und wurde schon in seiner Kindheit einstudiert.
Die ständige Kontrolle des Umfelds und der Menschen in seiner
direkten Umgebung, war für den Krieger überlebenswichtig,
denn jederzeit konnte er einem plötzlichen Angriff oder einem Attentat zum Opfer fallen.
So wurden Verbeugungen nur so weit ausgeführt, dass er seinen Gegenüber nicht aus dem Blick verlor.
Eine Ausnahme war jedoch die Verbeugung vor seinem eigenen Herrn und Personen die sein absolutes Vertrauen hatten.
Auch die Art des Sitzens und des Hinkniens war streng geregelt.
Zuerst kniete man sich mit dem linken Bein hin, erst dann mit dem Rechten.
So war jederzeit eine günstige Position zum Schwert-ziehen
gegeben. Selbst die Verbeugung im Sitzen war darauf ausgelegt, einen unerwarteten Angriff abzuwehren.
Erst führte man die linke Hand zu Boden, dann die rechte Schwerthand. Das Aufrichten erfolgte natürlich in
umgekehrter Reihenfolge.
Das Berühren eines fremden Schwertes war absolut tabu. Selbst
befreundeten Besuchern, war es erst nach ausdrücklicher
Aufforderung erlaubt, das Schwert des Gastgebers in die Hand zu nehmen und zu bewundern. Das
Schwert wurde dann auch nur zum Teil aus der
Saya gezogen, denn
ein gezogenes Schwert bedeutete eigentlich, dass Blut fließen
musste. Erst nach einer weiteren Aufforderung, durfte der Gast das Schwert
ganz aus der
Saya ziehen, um es zu Begutachten.
Um eindeutig seine friedliche Absicht zu zeigen, etwa bei einem Besuch im Hause eines Freundes, trug der Samurai
sein Schwert in der rechten Hand mit dem Griff nach hinten.
Jeder Verstoß gegen diese Etikette, war äußerst unhöflich und konnte unter Umständen sogar als feindselige Handlung gedeutet werden.
Tugenden und Pflichten
Wesentlicher Bestandteil des
Bushido waren die "Sieben Tugenden des Samurai":
♦
Gi - Die rechte Entscheidung aus der Ruhe des Geistes.
♦
Yu - Mut, Tapferkeit und Heldentum.
♦
Jin - Das Mitleid, die Liebe und das Wohlwollen.
♦
Rei - Die Höflichkeit und das rechte Verhalten.
♦
Makoto - Die vollkommene Aufrichtigkeit.
♦
Meiyo - Ruhm und Ehre
♦
Chugi - Pflichtbewusstsein, Loyalität und Hingabe
Ein wahrer Samurai sollte frei von jeder Angst sein und keinen Grund haben, krampfhaft am Leben festzuhalten.
Für ihn ist es gleich, ob heute oder morgen sein letzter Tag ist.
Seine Bereitschaft zu töten, sollte ebenso gefestigt sein, wie seine Bereitschaft selbst in den Tod zu gehen.
Seinem Herrn treu zu dienen, ihn zu verteidigen und falls nötig, das eigene Leben zu opfern, galt als höchstes Ideal.
Uesugi Kenshin, Samurai und Feldherr im
16. Jahrhundert, ermahnte seine Gefolgsleute:
Die am Leben festhalten, werden sterben, und die den Tod verachten,
werden Leben. Auf das Innere kommt es an. Schaut hinein in das Innere, haltet
es fest, und ihr werdet erfahren daß in euch etwas lebt, das
jenseits von Geburt und Tod besteht und weder im Wasser ertrinken noch
im Feuer verbrennen kann. Ich selbst habe die Erkenntnis dieses Samadhi*
gewonnen und weiß, was ich euch sage.
Wer sein Leben nicht hingeben und den Tod nicht erwählen mag, der ist kein wahrer Krieger.
Anmerkung:
* Samadhi [aus dem Sanskrit]:
wörtl. "fest-zusammen-gefügt-sein"; eine überbewußte Erfahrung, die über das rationale Denken
hinausgeht; eine tiefe innere Erkenntnis.
Bujutsu - die traditionellen Kriegskünste
Bogenschießen
Der Bogen war noch vor dem Schwert und dem Speer die wichtigste Waffe der Samurai. Er ist fest mit ihrer Geschichte
verbunden und hat noch heute in vielen Mythen und Kulthandlungen ein zentrale Bedeutung.
Schwertkampf
Nichts wird so sehr mit dem Wesen der Samurai in Verbindung gebracht, wie der Kampf mit dem Schwert.
Das lange Schwert, das je nach Montierung, als Tachi oder Katana bekannt ist, gilt als die Seele des Samurai.
Es war untrennbar mit ihm verbunden und wurde über Generationen weitergegeben. Schwerter hatten einen Namen und ein Eigenleben.
Wer sein Schwert verlor oder es aus Not verkaufte, hatte eine schändliche Tat begangen.
Der Kampf mit dem Speer
Hauptwaffe der Reiter war der Speer, seine Reichweite machte ihn zur überlegenen Waffe in Angriff und Verteidigung.
Auch die Fusstruppen bildeten mit Ihren Speer-Phalanxen eine wichtige Einheit auf dem Schlachtfeld. Einige Samurai bevorzugten
den Speer und erreichten eine außerordentlche Perfektion im Umgang mit dieser Waffe.
Waffenlose Techniken
Es war von großer Bedeutung, dass der Samurai sich auch ohne seine Waffen verteidigen konnte. In der Schlacht kam es nicht
selten vor, dass seine Waffen unbrauchbar wurden.
Zu diesem Zweck entwickelte man zahlreiche Techniken, sich gegen einen Bewaffneten zur Wehr zu setzen.
Das
JiuJitsu entstand schon sehr früh und wurde fester Bestandteil der Ausbildung eines Samurai.
Die Wurzel dieser Kampfkunst liegen im Dunkeln, jedoch ist davon auszugehen, dass sie aus China nach Japan importiert
wurde und dort weiterentwickelt wurde.
Seppuku, der rituelle Selbstmord
Durch
Seppuku oder
Harakiri
(Bauchaufschneiden), den rituellen Selbstmord, konnte ein Samurai seine
Ehre wahren. Die richtige Bezeichnung lautet eigentlich
Hara-wo-kiri,
wurde aber später von den Europäern
Harakiri
ausgesprochen. Den Bauch schnitt man auf, weil er im Buddhismus als der eigentliche Sitz der Seele gilt.
Man offenbarte in diesem letzten Akt sein wahres Innerstes.
Dieses Ritual wurde wahrscheinlich das erste Mal im 12. Jahrhundert, von
Minamoto Tametomo, nach einer
verlorenen Schlacht, vollzogen. Ein Samurai beging aus unterschiedlichen Gründen
Harakiri, etwa um einer
Gefangennahme durch den Feind zu entgehen oder um seinem Herrn in den
Tod zu folgen. Dies galt als Zeichen höchster Loyalität. Außerdem gab es diese Form der
Selbsttötung auch als letzten Protest gegen eine Entscheidung
des Herrn. Später wurde
Harakiri auch als würdige Todesstrafe für Samurai verordnet.
Es ist wohl klar, das
Harakiri, mit unerträglichen Schmerzen verbunden war. In einem festgelegten Ritual
schnitt sich das Opfer den Bauch von links nach rechts auf. Hatte der Selbstmörder genug Mut bewiesen,
wurde er nach dem ersten Schnitt von einem Helfer, dem
Kaishaku-nin, mit einem einzigen Schwerthieb in den Nacken
von seinen Qualen erlöst.
Vor dem eigentlichen Freitod war es üblich eine letzte Mahlzeit einzunehmen und ein Todesgedicht zu verfassen.
Das Aufschlitzen galt selbst bei den Samurai als derart unmenschlich, dass die Zeremonie später "erleichtert" wurde und
sich das Opfer "nur" in das Schwert hineinstürzen musste. Auch kam es vor, dass der Helfer den tödlichen Schlag schon
nach dem ersten Einstich ausführte und so das Leiden verkürzte.
Selbst für die Frauen und Kinder der Samurai galt es, sich einer drohenden Gefangennahme,
durch Suizid zu entziehen. Sie taten das in der Regel mit einem Dolchstoss in den Hals oder ins Herz.
Der Tod des Herrn war für die Samurai oft ein Grund sich das leben zu nehmen.
So kam es nach dem Tod eines Fürsten, oft zu zahlreichen Selbstmorden seiner Gefolgsleute. Viele wollten durch
Harakiri
ihrem Herrn in das Reich der Toten folgen, manche wählten die besonders grausame Methode, sich lebendig begraben zu lassen.
Eine Legende erzählt von
Togo Shigechika, ein sagenumwobener Samurai, der sich
nach dem erfolglosen Versuch eine Burg zu erobern, in voller
Rüstung auf seinem Pferd, lebendig begraben ließ und seinen Feinden Rache schwor.
Eine fast unglaubliche Selbsttötung soll
Nitta Yoshisada (1301 - 1338) vollzogen haben. Um der Gefangennahme durch feindliche
Truppen zu entgehen, enthauptete er sich selbst.
Im Jahre 1868 wurde der rituelle Freitod offiziell verboten.
Anmerkung:
Heute hat Japan eine der höchsten Suizidraten der Welt. 2009 wurden mehr als 32.000 Selbsttötungen registriert.
Ronin
Als
Ronin (Wellenmann) bezeichnete man herrenlose Samurai, die beispielsweise von ihrem Herrn verstoßen wurden oder
die Niederlage ihres Clans überlebten und fliehen mussten. Diese "Herrenlosen" zogen
vor allem während der blutigen
Sengoku-Periode im 15. und 16. Jahrhundert durch das Land.
Zahlreiche Clans löschten sich gegenseitig aus und den überlebenden Samurai blieb oft nichts anderes
übrig, als umherzuziehen und sich irgendwie ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Oft ließen sie sich
als Söldner anwerben oder schlossen sich Räuberbanden an, die Angst
und Schrecken unter der einfachen Landbevölkerung verbreiteten.
Es gibt aber auch Erzählungen von guten und heldenhaften
Ronin, die den Unterdrückten und Schwachen
zur Seite standen.
Die 47 Ronin
Noch heute wird das Andenken an die treuen 47
Ronin
in Ehren gehalten. Es ist ein Musterbeispiel für Loyalität
und Treue der Samurai.
Während der
Tokugawa-Periode mussten die
Provinzfürsten regelmäßig nach
Edo kommen und mindestens ein halbes Jahr am Hof des
Shōgun anwesend sein.
Auf diese Weise konnte der
Shōgun, seine Lehensherren besser kontrollieren. Intrigen und Mordanschläge
waren in dieser Zeit keine Seltenheit.
Asano Naganori (1667 - 1701),
Daimyo der
Harima-Provinz,
sollte als kaiserlicher Vertreter am Hofe des
Shōgun in
Edo eine Zeremonie durchführen. Da er
sich damit nicht gut auskannte, ließ er sich von
Kira Yoshinaka beraten. Dieser sollte ihm zeigen, wie er sich bei
der Zeremonie verhalten sollte und welche Kleidung er tragen musste. Jedoch ließ
Kira den ahnungslosen
Asano die
Zeremonie in den völlig falschen Kleidern durchführen, was ihn vor den anwesenden
Daimyo blamierte. Als
Asano diese Beleidigung anhand der Reaktionen der
Daimyo erkannte, zog er wütend sein Kurzschwert, das
Wakizashi
(das lange
Katana durfte in diesen Räumen nicht getragen werden) und griff
Kira
an, wobei er ihn an der Stirn verletzte. Die anwesenden Fürsten und Wachen konnten beide trennen und den Kampf beenden.
Es war es ein schweres Vergehen, hier sein Schwert zu ziehen. Dem Shōgun blieb nur eine Entscheidung, er forderte
Asano Naganori
auf ,
Seppuku zu begehen. Am 21. April 1701 musste sich Fürst
Asano
Naganori selbst töten. Sein Sekundant, der
Kaishakunin, war
Oishi Yoshio, sein treuester Samurai.
Kaishaku bedeutet soviel wie "beistehen". Der
Kaishakunin ist beim
Seppuku, meist
ein Freund oder ein guter Kamerad. Er hat die Aufgabe, denjenigen, der sich selbst das Schwert in den Bauch stößt, mit
einem einzigen Schlag zu enthaupten.
Oishi Yoshio schwor Rache. 46 weitere Gefolgsleute schlossen sich an.
Das
Seppuku, mit dem sie ihrem Herrn in den Tod hätten folgen müssen, wurde ihnen vom
Shōgun untersagt.
So wurden sie zu
Ronin, herrenlosen Samurai. Ihr einziges Ziel war
an
Kira Yoshinaka Rache zu üben.
Kiras Haus in
Edo war
gut bewacht. So schmiedete
Oishi einen Plan... Mittellos verbrachten die 47
Ronin die folgenden Monate in Armut als
"Landstreicher", die sich dem Alkohol und dem Glücksspiel hingaben. Sie taten alles, um in der Öffentlichkeit
verwahrlost und unehrenhaft zu wirken.
Oishi verließ sogar seine Frau. Ein guter Freund
Oishis kam eines
Tages zu ihm und wollte ihn zur Besinnung bringen. Er appellierte an seine Samurai-Ehre und sagte, er solle sein Schwert
zeigen. Doch
Oishi war betrunken und sein Schwert in schlechtem Zustand, was für einen wahren Samurai eine Schande
bedeutete. Alle waren davon überzeugt, dass die 47
Ronin nur noch hoffnungslose Säufer waren, die den Weg des
Kriegers verlassen hatten. Doch dann, fast zwei Jahre nach dem befohlenen Selbstmord ihres Herrn
Asano Naganori, in einer
stürmischen Nacht im Dezember 1702, zogen die
Ronin in selbstgefertigten Rüstungen zu
Kiras Haus.
Nachdem sie das Tor mit einem Vorschlaghammer aufgebrochen hatten, stürmten sie
in die Privatgemächer des verhassten Feindes. Drei seiner Leibwächter konnten die Angreifer für einen kurzen Moment aufhalten ehe sie starben.
Kira nutzte diesen Moment und versteckte sich in einem Kohlenhaus. Als sie Ihn doch noch entdeckten, gab er vor nur ein Diener zu sein.
Aber
Oishi erkannte ihn schließlich an der Narbe auf der Stirn. Er forderte
Kira auf,
ehrenvoll durch
Seppuku zu sterben. Doch er war zu feige sich selbst das Leben zu nehmen und so trennte
Oishi ihm den Kopf ab.
Das tat er mit dem selben
Wakizashi, mit dem sein Herr damals
Seppuku begehen mußte. Bei dem Angriff hatte nur
einer der 47
Ronin sein Leben verloren. Nun zogen 46 blutüberströmte Männer mit
Kiras
Kopf durch
Edo zum südlichen Stadtteil
Takanawa, wo sie den Kopf neben das Grab ihres Herrn in der
Tempelanlage
Sengaku-Ji legten. Die Einwohner
Edos empfanden größte Hochachtung für die
Samurai, die ihrem toten Herrn so lange treu geblieben waren. Wenig später begingen die 46 Ronin gemeinsam
Seppuku.