weitere Seiten

William Adams

Der Engländer William Adams, der als Navigator auf dem holländischen Handelsschiff Liefde in Südostasien unterwegs war, musste am 19. April 1600 vor Kyushu ankern. Nach schweren Stürmen hatte es die Liefde als einziges von fünf Schiffen, bis vor die japanische Küste geschafft.
Hunger und Krankheit hatten die Besatzung dezimiert, von 110 Mann waren nur noch 24 übrig. Die völlig entkräfteten Seeleute werden jedoch nicht mit offenen Armen empfangen, denn die, bereits in Japan etablierten katholischen Portugiesen und Spanier, sind mit den protestantischen Holländern und Engländern verfeindet.
Die überwiegend portugiesischen Missionare des Jesuiten-Ordens organisieren den Handel zwischen Japan und den, zu dieser Zeit extrem fremdenfeindlichen Chinesen. Einmal im Jahr erreicht ein großes portugiesisches Schiff den Hafen von Nagasaki mit Seide und Gold aus China. Diese Waren werden gegen japanisches Silber eingetauscht. Die Gewinnspannen sind extrem hoch, und die Jesuiten sind am Geschäft beteiligt.

Dies ist auch die Zeit, in der die letzten mächtigen Clans, nach über 100 Jahren Bürgerkrieg, um die Herrschaft über das japanische Kaiserreich kämpfen.
Adams und seine Leute werden vorerst gefangen genommen. Der Navigator wird am 12. Mai 1600 nach Osaka gebracht und zur Befragung Tokugawa Ieyasu vorgeführt. Der mächtigste Feldherr Japans will alles ganz genau wissen und lässt sich von Adams eine detailierte Beschreibung der Reise, der Ladung und auch der politischen Verhältnisse in Europa geben. Währenddessen versuchen die Portugiesen, Adams als Spion und Pirat zu beschuldigen und fordern seine Hinrichtung.
Doch Ieyasu hat seine eigenen Pläne.

Nachdem Adams mehr als einen Monat als Gefangener um sein Leben fürchtet, darf er schließlich zurück auf sein Schiff das jedoch vor Osaka ankern und verbleiben muss. Ieyasu kann am 21. Oktober 1600 seine letzten Rivalen vernichtend schlagen und ist nun unangefochtener Machthaber in Japan.
Von Adams lässt sich Ieyasu in Geographie und Mathematik unterrichten.
Die Bitte nach England zurückzukehren, wird dem Navigator jedoch verwehrt. Ieyasu gibt Adams den Auftrag ein hochseetüchtiges Schiff zu entwerfen und den Bau zu leiten. Zusammen mit dem Rest seiner Mannschaft und einigen japanischen Handwerkern fertigt Adams eine kleinere Kopie ihres eigenen Schiffes an. Die Liefde selbst, war inwischen durch Wind und Wellen so marode geworden, dass sie vor Anker liegend versank. Das neue 80 Tonnen-Schiff gefällt Ieyasu so gut, dass er sogleich ein Größeres in Auftrag gibt.
Im Laufe der Zeit schafft es Adams, sich der fremden Kultur immer mehr anzupassen und sogar Japanisch zu lernen.
Die Portugiesen und Spanier sind höchst beunruhigt über das gute Verhältnis zwischen Adams und Ieyasu.
So hatte der Navigator den, inzwischen zum Shōgun ernannten Ieyasu, über die möglichen Pläne des spanischen Königs aufgeklärt, die vollständige Missionierung und Machtübernahme in Japan.

Adams wird zu einem der wichtigsten Berater des Shōgun und schließlich erhält er den Rang eines Hatamoto, ein direkt dem Shōgun unterstellter Samurai. Mit dieser Ehre, die nie zuvor einem Fremden erteilt wurde, bekommt Adams sogar ein eigenes Lehen mit mehreren Dörfern und 80 Gefolgsleuten. Doch seine Bitte um Heimkehr bleibt weiter erfolglos.
Die Jahre vergehen und Adams heiratet schließlich die Dame Magome Oyuki mit der er eine neue Familie gründet und zwei Kinder zeugt. Respektvoll wird er nun Anjin Sama "Herr Navigator" genannt.
Adams unterstützt die Eröffnung und den Ausbau eines Handelsposten der englischen East India Company in Hirado (Provinz Bungo auf Kyushu) und segelt nach Manila, wo er mit den Spaniern verhandelt. Schließlich genehmigt der Shōgun ihm eine Reise nach England, doch der Navigator bleibt bei seiner japanischen Frau. Seine Familie in der fernen Heimat bekommt regelmäßig Geld geschickt.
Alles scheint in Ordnung zu sein, doch am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Die Zeit des Christentums in Japan ist abgelaufen.
Die Katholiken werden nun offen angefeindet und die japanischen Christen müssen um ihr Leben fürchten. Wer nicht bereit ist, dem christlichen Gott zu entsagen, wird verbannt oder grausam hingerichtet.
Nur die protestantischen Engländer und Niederländer werden verschont und dürfen ihren Handel mit Einschränkungen weiter betreiben. Ob Adams' Warnungen für Tokugawas neuen Kurs eine entscheidene Rolle spielten, sei dahingestellt.

Über das weitere Schicksal des Navigators ist nicht sehr viel bekannt.
Im Jahre 1620 stibt Adams in Japan im Alter von 56 Jahren, vermutlich an Malaria.
In seinem Testament vermachte er sein Vermögen seiner Frau in England, seiner japanische Familie und einigen Freunde in der englischen Handelsniederlassung.

Seine Geschichte wurde zur Vorlage für den Roman Shōgun
von James Clavell, aus dem Jahre 1975.
Adams diente hier als Vorbild für die Romanfigur John Blackthorne.
Dieser Roman wurde 1980 als Fernsehserie mit Richard Chamberlain und Toshiro Mifune verfilmt.



Inhalt



bild_william adams
public domain
William Adams wird in Osaka dem Shōgun Tokugawa Ieyasu vorgeführt und befragt.
bild_william adams
© welt der samurai
Adams, von den Japanern Anjin Sama, "Herr Navigator" genannt, kann das Vertrauen des Shōgun gewinnen und wird sein wichtigster Berater.
bild_carracke
public domain
Eine portugiesische Karacke. Dieser robuste Schiffstyp war zu Adams Zeiten sehr beliebt. Ein typisches Merkmal dieser meist dreimastigen Schiffe war die besonders bauchige Form des Bugs und Rumpfes.


zum Seitenanfang